Wiedersehen in Barsaloi - Hofmann, C: Wiedersehen in Barsaloi by Hofmann Corinne

Wiedersehen in Barsaloi - Hofmann, C: Wiedersehen in Barsaloi by Hofmann Corinne

Autor:Hofmann, Corinne [Corinne Hofmann]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Afrika, Kenia, Schweiz, Erlebnisbericht, Massai, Samburu
ISBN: 978-3-940666-28-4
Herausgeber: A 1 Verlags GmbH


Saguna

Draußen vor der Manyatta hören wir nun Stimmen und Lketinga meint, dass Saguna gekommen sei. Ich freue mich und bin neugierig. Wir beenden unser Gespräch und kriechen alle nach fast drei Stunden aus der Hütte. Das grelle Sonnenlicht blendet mich. Albert setzt sich auf den kleinen Hocker vor der Manyatta und ist sofort wieder von malenden Kindern umringt. Weiter hinten entdecke ich Lketingas Frau beim Bauen einer neuen Manyatta. Das junge Mädchen flicht gerade die dünnen Weidenäste in die Seitenwände.

Stefania erscheint und erzählt, dass Saguna in ihrem Haus auf uns warte. Ich trete ein und erblicke zuerst Lketingas Schwester, die mit ernstem Gesicht auf dem grünen Wandtischchen sitzt. Hinter ihr versteckt entdecke ich Saguna. Sie ist von Kopf bis Fuß traditionell geschmückt und sieht umwerfend schön aus. Als ich damals das Dorf verlassen hatte, war sie gerade etwa vier Jahre alt. Und nun stehe ich einem robusten, schönen Mädchen von ungefähr achtzehn Jahren gegenüber. Freudig begrüße ich sie, auch wenn sie eher schüchtern reagiert. In all den Jahren habe ich sie nie vergessen. In meinen Briefen fragte ich immer wieder nach ihr und bekam zur Antwort, dass sie nun eine fast erwachsene Frau sei und schon lange nicht mehr bei Mama in der Hütte lebe.

Saguna trägt einen roten Rock und um die Schultern hat sie einen blauen und einen gelben Kanga geschlungen, die ihre nackten Brüste bedecken. Den gelben Kanga tragen nur unbeschnittene Mädchen im heiratsfähigen Alter. Ihr Hals und ihre Brust sind über und über mit Perlenschmuck bedeckt. Über den vielen roten Perlenschnüren trägt sie eine außergewöhnlich bunte Schmuckschicht, die wie ein Teller wirkt. Allein diese zusammengeknüpfte Pracht wiegt sicher zwei Kilogramm. Der Kopf ist umrahmt von einem eng anliegenden farbigen Perlenstirnband. Daran ist ein rotes Perlenkreuz befestigt, an dem wiederum viele kleine Metallplättchen hängen. Die Stirn selbst schmückt ein Perlmuttknopf mit einem verzierten Metallkreuz, das bis über die Nase reicht. Daran sind nochmals zwei Kettchen befestigt, die links und rechts über die Wangen fallen und nach hinten wieder mit dem Stirnband verbunden sind. Derart geschmückt erscheinen Sagunas Gesichtszüge zierlich und weich. Mir fällt auf, dass sie ihrer verstorbenen Mutter unglaublich ähnlich sieht. Diese starb leider bei einer Geburt, als Saguna etwa elf Jahre alt war. Doch glücklicherweise lebte sie damals noch bei Mama.

Man merkt ihr deutlich an, dass sie es nicht gewöhnt ist, im Mittelpunkt zu stehen. Das ist bei Mädchen ohnehin nur bei der Hochzeit und der damit verbundenen Beschneidung der Fall. Wenn ein Mädchen geboren wird, so ist dies für den Vater normalerweise nicht von großer Bedeutung. Er versucht, bei der Geburt nicht anwesend zu sein. Handelt es sich jedoch bei dem Neugeborenen um einen Sohn, sind die Rituale bei der Geburt wesentlich aufwändiger als bei den Mädchen. Auf diese Weise weiß die Nachbarschaft schnell, welches Geschlecht das Kind hat, auch wenn sie das Neugeborene wegen der Angst vor schädlichem Zauber erst Wochen später zu Gesicht bekommen.

Saguna sitzt, die Hände im Schoß, mir gegenüber und schaut mich scheu, aber neugierig an. Ich mache ihr Komplimente, die sie bescheiden entgegennimmt.



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